Transkript zur Episode: Troffea die Tänzerin
Intro: Heldendumm – Historisch, Gefühlsecht
Philipp: Hallo Daniel!
Daniel: Hallo Philipp!
Philipp: Heute möchte ich dir eine Geschichte erzählen. Ich habe dir ja schon mal vom guten Arius erzählt, der gute Kollege, der gute aus Konstantinopel. Mitte, sagen wir mal… Also auch da sind skurrile Dinge passiert und auch heute werden sicherlich skurrile Dinge passieren, da bin ich mir sehr sicher. Ich find es jetzt schon lustig, muss ich sagen.
Daniel: Das sind die besten Geschichten.
Philipp: Ja, ja. Ich finde auch, sie sind nicht so bösartig und schlimm und es geht nicht um Leichenschändung wie in der letzten Folge, aber es geht um etwas Fröhliches. Und zwar: Stell dir vor, du bist ein mündiger Bürger – ein mündiger Bürger im Elsass im Jahr 1518.
Daniel: Ist ein paar Tage her.
Philipp: Mal wieder das, ein paar Tage her. Ja gut, aber man muss ja auch ein bisschen die guten Sachen rausfiltern. 1518 im Elsass. Weiß nicht, du bist jetzt vielleicht irgendwie… Was gibt’s denn so für Berufe in so einem Dorf? Holzfäller!
Daniel: Holzfäller, kariertes Hemd, Axt in der Hand, Holzfäller-Langhaarsiuk.
Philipp: Genau! Und das ist das Besondere an dieser Geschichte, denn sie handelt nicht von einer speziellen Person, denn es geht um mehrere Personen – eine Gemeinschaft.
Daniel: Also ja, es geht um eine Gemeinschaft.
Philipp: Und äh, deswegen bist du auch als Außenstehender selbst quasi anwesend, um die Sache von außen sozusagen zu beobachten. Ist eine ganz neue Perspektive.
Daniel: Das ist eine neue Perspektive, in der Tat.
Philipp: Und zwar befindest du dich 1518 im Elsass in Frankreich – beziehungsweise es könnte auch sein, dass das damals noch Deutsch war, oder das hat ja dauernd mal gewechselt. Also irgendwas… Also entweder befindest du dich in Frankreich oder in Deutschland oder halt irgendwo auf der Grenze quasi.
Daniel: Sehr grenzenfluid das Ganze.
Philipp: Ja, ja richtig. Das wechselt dauernd, also man weiß nie so recht, wo man in welchem Land man ist. Ist aber auch egal, denn die Dorfgemeinschaft legt eigentlich relativ großen Wert darauf, dass es halt eine Dorfgemeinschaft ist. Aber es ist eine schwere Zeit. Es gibt immer wieder Kriege gerade um dieses Gebiet, weil das ja umstritten ist zwischen Deutschland und Frankreich. Es gibt Krankheiten – klar, es ist Mittelalter. Irgendwie viel Stress, um über die Runden zu kommen. Die letzten Sommer sind jetzt nicht so gut ausgefallen. Also es ist eine schwierige Zeit.
Daniel: Es ist eine schwierige Zeit.
Philipp: Und außerdem kommt natürlich noch ein fettes Problem hinzu: Es ist Reformation! Das heißt, die katholische Kirche hat auch noch Probleme. Und es ist halt einfach eine Zeit, wo man sagt: “Mein lieber Mann, gut dass ich da nicht gelebt habe!” Herzlichen Glückwunsch, du lebst da jetzt!
Daniel: Yay!
Philipp: Du gehst also deinem ganz normalen Holzfäller-Alltag nach und dann gehst du eines Tages auf die Straße – keine Ahnung warum, irgendwie gehst zur Arbeit – dann siehst du da eine Frau tanzen.
Daniel: Weiß gar nicht warum… Nein, nur so, wieso nicht?
Philipp: Sie steht einfach und tanzt. Also sie steht nicht, weil sie ja tanzt, aber sie tanzt. Und das ist das erste, was dir auffällt, was ein bisschen komisch ist in dieser Stadt. Aber na ja, du gehst halt zur Arbeit, fällst deine Bäume, gehst abends zurück nach Hause und gehst am nächsten Tag wieder zur Arbeit. Was siehst du da?
Daniel: Die Frau immer noch.
Philipp: Richtig! Die Frau tanzt wieder. Und dann gehst du wieder schlafen und dann stehst du am anderen Tag wieder auf und dann gehst du wieder durch die Straße…
Daniel: Ich glaube, ich weiß so langsam, wo es hingeht. Was passiert da?
Philipp: Sie ist nicht alleine.
Daniel: Sie tanzt mit mehr Leuten.
Philipp: Ja! So langsam werden es mehr. Also mehrere Leute fangen langsam an, mit ihr mitzutanzen. Und du erfährst, dass diese Frau, die es gestartet hat, Frau Troffea heißt.
Daniel: Ah, Troffea! Auch noch! Das ist auch noch sehr passend.
Philipp: Jedenfalls gehst du dann Tag für Tag da lang und siehst jeden Tag diese Frau und manchmal siehst du auch ein paar andere Leute, die damit tanzen. Und es werden jeden Tag ein paar mehr. Und dann ist irgendwie Freitagabend und wie man das als Holzfäller so macht – was machst du da abends?
Daniel: Erst mal Bierchen trinken.
Philipp: Genau! Du holst dir ein Met so. Und dann stellst du fest, als du zum Met holen gehen willst: Die tanzt auch nachts! Und die anderen Leute auch! Die scheinen einfach keine Pause zu machen.
Daniel: Ich frage mich, was die richtig machen und was ich falsch mache, dass ich schlafen muss, um meine Bäume zu fällen, und sie sich den ganzen Tag und die ganze Nacht bewegen können, ohne irgendwie sich erholen zu müssen. Also irgendwas machen sie richtig.
Philipp: Richtig, ja! Eine Woche später zählst du dann noch mal durch, weil es sind dann doch ein paar mehr geworden. Auf einmal tanzen 33 Leute.
Daniel: Schon viele! Die könnten wir alle bei der Arbeit gebrauchen.
Philipp: Ja richtig, absolut! Aber offensichtlich haben auch die anderen keinen Bock darauf, denn nach einem Monat tanzen auf der Straße 400 Leute! Die tanzen da einfach! Das gesamte Dorf tanzt auf der Straße rum und ich bin der Einzige, der arbeitet.
Daniel: Und du bist der einzige, der arbeitet.
Philipp: Ja gut, das liegt jetzt daran, dass du hier der glückliche Außenstehende bist. Aber es hat tatsächlich ein Großteil des Dorfes diese Tanzepidemie erreicht und es gibt sehr wenig Leute, die nicht tanzen. Die Gemeindeverwaltung überlegt sich jetzt aber einen Schritt, wie sie die Leute davon abhalten können, sich bis zur Bewusstlosigkeit und zur völligen Erschöpfung auszupowern beim Tanzen. Auf welche Idee kommen sie wohl? Was würde man so als erstes denken?
Daniel: Also erstmal ein Tanzverbot ausstellen.
Philipp: Richtig! Irgendwie sowas, ja! Es muss Deutschland gewesen sein zu dem Zeitpunkt – das, was wir gut können, ist Verbot ausstellen quasi. Aber das haben sie nicht gemacht! Das wäre das, worauf man als erstes kommt, aber nein, das haben sie nicht gemacht. Sie haben gesagt: “Wir müssen die Leute davon aufhalten, dass die die ganze Zeit tanzen.” Und nun ja, man hat dann begonnen, Musik zu spielen.
Daniel: Das klingt irgendwie kontraproduktiv.
Philipp: Das klingt extrem kontraproduktiv! Ich habe keinen… Niemand hat einen Schimmer, warum die auf einmal angefangen haben, Musik zu spielen, obwohl sie es eindämmen wollten. Sie haben Musik gespielt, dann haben sie denen auch noch so eine hölzerne Bühne gezimmert, damit die da auch besser tanzen können und nicht auf dem Steinboden tanzen müssen – all das, damit die aufhören! Denn man war fest der Überzeugung, sie würden nur aufhören, wenn sie Tag und Nacht durchtanzen.
Daniel: Na ja, dann… Ich sag mal so, aus meiner außenstehenden Perspektive würde ich sagen: Ich als Holzfäller, wenn ich Tag und Nacht Holz fälle, dann höre ich irgendwann auf zu holzfällen, weil ich einfach keine Kraft mehr habe. Aber wahrscheinlich, weil ich tot bin.
Philipp: Richtig! Und das erfuhr auch eine Menge Menschen in diesem Dorf. Die sind einfach gestorben! Die haben Herzschlag gekriegt, weil sie zu überanstrengt waren. Die sind gestorben, weil sie generell zu überanstrengend waren und vieles weitere. Die sind halt einfach alle – oder viele von denen sind einfach draufgegangen, während alle Leute sinnloserweise begonnen haben zu tanzen.
Daniel: Ich habe so viele Fragen! Stell sie!
Philipp: Stell sie!
Daniel: Also meine erste Frage ist: Na ja, die offensichtliche – warum?
Philipp: Das weiß man nicht. Man weiß es wirklich nicht.
Daniel: Die zweite ist: Die Leute haben ja angefangen, Musik zu spielen, hast du gesagt. Aber das heißt, die Leute – also die anderen Leute, die Tanzenden, ja – die tanzenden, die haben angefangen ohne Musik zu tanzen?
Philipp: Korrekt, richtig! Wie?
Daniel: Hä?
Philipp: Niemand weiß es! Niemand weiß, warum die angefangen haben so zu tanzen, und niemand weiß auch, wer es für eine gute Idee gehalten haben könnte: “Mit Musik werden wir sie sicherlich davon abhalten zu tanzen!”
Daniel: Ja, das ist so, als ob man Heroinsüchtigen einfach mal in so ein Labor setzt und sagt: “Okay, gib dir eine richtig geile Dosis und dann machst du es nie wieder!”
Philipp: Und das Spannende ist: Diese Tanzepidemie war nicht die einzige! Es gab mehrere! Also so um die 20 sind auf jeden Fall belegt, alle im Mittelalter – im frühen oder im späten Mittelalter, je nachdem. Aber es gab das, und niemand weiß, wie es dazu kam.
Daniel: Niemand weiß, wie es dazu kam. Ich würde sagen, ich würde einfach behaupten: harte Drogen oder irgendwas in der Luft.
Philipp: Harte Drogen in der Luft würde man auch denken, aber da ließ sich nichts finden irgendwie. Man munkelt, es könnte das Wasser gewesen sein, aber man weiß es nicht.
Daniel: Ja, das muss ein interessantes Gift gewesen sein. Ja, lass uns denen Brunnen vergiften mit dem Tanzgift!
Philipp: Das Tanzgift! Oder irgendeiner hat sich gedacht: “Ich gehe mal in den Wald, sammel paar Pilze” und er hatte die falschen Pilze gesammelt, dachte sich so: “Ach, da schmeiße ich das in den Brunnen, da sind sie weg!” Und dann muss es sich so verdünnt haben – weißt du, so Globuli-mäßig – dass es für jeden gerade so gereicht hat, um wie ein Verrückter zu tanzen. Das ist meine Theorie jetzt als außenstehender Holzfäller aus dem 16. Jahrhundert.
Philipp: Und das ist nicht das einzige! Also ja, es gab Menschen, die haben in einem Anfall von irgendwas begonnen, einfach zu tanzen im Elsass. Da könnte man sich denken: “Okay, hier leben nur Verrückte, ich gehe ins Kloster.” Also ich gehe ins Kloster in dem Sinne von: Ich sperre mich von der Welt ab. Oder ich gehe ins Kloster, um zu gucken, was da so abgeht.
Daniel: Nein, ich sperr mich ab – ich will mit dieser Welt nichts mehr zu tun haben! Das ist ja vollkommen bescheuert, was die hier machen! Die fangen einfach an zu tanzen und sterben dann! Also mit denen möchte ich gar nichts mehr zu tun haben!
Philipp: Verständlich! Ich gehe ins Kloster!
Daniel: Ne, nicht so ganz verständlich, aber ja okay. Ich kann diesen Gedanken nachvollziehen.
Philipp: Ja! 1518, da gab’s noch nicht so viele andere Möglichkeiten. Ja gut, bist du im Kloster und im Kloster fällt dir auf: Die Nonnen hier, die haben ganz komische Rituale! Die treffen sich immer um eine bestimmte Uhrzeit und dann miauen sie gemeinsam!
Daniel: Um Gottes Willen! Was ist mit dieser Welt?
Philipp: Ja, was ist mit ihr? Eine Nonne in Frankreich hat tatsächlich irgendwann auch im Mittelalter mal angefangen zu miauen, und alle anderen Nonnen haben das dann mitgemacht! Und die haben das dann weitergemacht und dann haben sie gemeinsam gemiaut, bis irgendwann sich das rumsprach, dass sie da ganz komisch miauen. Und dann hat man gesagt: “Was ist mit denen denn los?” Und dann haben sie erst aufgehört, als die Polizei drohte, sie auszupeitschen.
Daniel: Die gute Peitschstrafe gegen das Miauen! Natürlich! Ist ja weltbekannt, passiert häufiger!
Philipp: Ne, so! Und wenn du denkst: “Jetzt… also das kann ja wohl nicht sein!”
Daniel: Ja! Also, spätestens jetzt würde ich einen Exorzisten aufsuchen.
Philipp: Ja, ich auch! Oder man geht in ein anderes Kloster.
Daniel: Okay, ja! Denkst du dir: “Hast du ein schlechtes Kloster erwischt hier in Frankreich, wohnst ja eher an der Grenze, gehe ich lieber in ein Kloster in Deutschland.”
Philipp: Na ja, um es kurz zu machen: In Deutschland haben die Nonnen angefangen, Menschen zu beißen!
Daniel: Äh, ist eine Nonne… dann alle Nonnen beißen? Im Sinne von so leicht, neckenmäßig beißen oder so “Ich beiß dir jetzt ein Ohr ab” – so Mike Tyson-mäßig? Oder so eher so Florida Man, der einfach jemandem das Gesicht abbeißt?
Philipp: Irgendwas zwischen Mike Tyson und leicht anknabbern würde ich sagen.
Daniel: Ah ja, okay.
Philipp: Und tatsächlich war das so, dass diese – das eine beißende Nonne gab und die anderen haben da auch wieder mitgemacht. Wie bei der einen miauenden Nonne war, die tanzende Frau ganz am Anfang der Geschichte… Auch eine Nonne zufällig?
Daniel: Das ist leider nicht überliefert, weil hätte ich nämlich möglicherweise ein Muster entdeckt!
Philipp: Was aber überliefert ist, dass bei allen Vorfällen dieser Art es fast nur Frauen gab, die sich irgendwie da… also die einerseits mitgetanzt haben am Anfang, und bei den Nonnen ist das ja irgendwie logisch. Das Beste ist: Dieses Beißen, das hat sich dann auch noch so ein bisschen… also die Nonnen in Deutschland scheinen nicht die einzigen gewesen zu sein, denn in den nächsten Jahren hörte man dann von Nonnen in den Niederlanden und bis nach Italien, dass das genauso war, dass da auch gebissen wurde!
Daniel: Mich wundert nicht, dass es Geschichten über Vampire, Zombies und irgendwelche Nachzehrer oder sowas gibt, wenn es solche Leute gegeben hat! Also ich würde denen auch Münzen in den Sarg legen und Pflöcke und Dinge tun!
Philipp: Absolut verständlich! Absolut verständlich! So, und wenn du jetzt noch, sagen wir mal, 100 Jahre älter wärst, dann hättest du auch noch mitbekommen – wie, und das betrifft jetzt aber nur Männer…
Daniel: Oh je!
Philipp: Die gedacht haben: “Okay, wir befinden uns hier im irisch-britischen Krieg” – übrigens okay – die haben gedacht: “Scheiße, die Iren kommen und die brennen alle Dörfer nieder!” Das stimmte nicht! Und das hat auch niemand gesagt! Das haben die halt nur gedacht! Und ja, dann haben sie sich bewaffnet und bereit gemacht und gewartet, bis der Feind anstürmte. Aber den gab’s gar nicht! Der kam nie!
Daniel: Aber siehst du, da zum Beispiel: Wenn mir jemand sagt, es kommt ein Feind, um mich zu töten, und mir wird gesagt: “Pass auf, wir müssen uns jetzt hier vorbereiten” und diese Person bereitet sich darauf vor und ist voller Überzeugung, dass dieser Feind kommt und uns umbringen will, und ich möchte nicht sterben, dann mache ich da mit! Aber wenn jemand kommt und sagt “Miau”, ist die Überzeugungskraft nicht so groß, dass ich jetzt mitmachen müsste!
Philipp: Das ist richtig! Also das ist so… das ist schwierig, das ist richtig. Es gibt tatsächlich noch eine wahnsinnige – ein wahnsinniges Sammelsurium an Sachen, die dann noch passiert sind, wo sich solche Geschichten noch weitergetragen haben. Vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es das zum Beispiel. Zum Beispiel gab es 1940 – also viel später – in Louisiana eine Schülerin, die irgendwann während… es war also Prom Night, während dieser Prom Night hat sie aus irgendwelchen Gründen auf einmal begonnen, mit ihrem rechten Bein zu wackeln.
Daniel: Oh je!
Philipp: Ja! Das ging dann wochenlang so weiter – nicht nur bei ihr, sondern bei sehr, sehr, sehr vielen anderen Leuten, die da waren. Einfach auch! Also quasi ist das, wenn man das auf die heutige Zeit überträgt, sowas wie Memes? Sowas wie ein Deep… zum Beispiel…
Daniel: Also ja! So… sowas mit B! So ein bisschen…
Philipp: So ein bisschen! Aber es ist tatsächlich sehr interessant, was es da alles in diese Richtung gibt. Man nennt das “Mass Psychogenic Illness” und niemand hat eine Erklärung dafür!
Daniel: Also ich weiß gar nicht, wo ich ansetzen soll! Also ich kann ja… es gibt ja… du siehst schon, ich bin sehr… ist absolut sprachlos! Es gibt ja die Fälle von Geisterbeschwörungen, wo Leute an einen Tisch sitzen und einen Geist beschwören – an so einem Brett zum Beispiel, so ein Brett – und oder halt am Tisch oder wie auch immer. Und dann bewegt sich irgendwas angeblich und alle sagen: “Wir bewegen es nicht!” Weil die denken, es bewegt sich von alleine. Und das ist dieses: “Hey, wir schieben quasi die Schuld den anderen in die Schuhe” – unterbewusst – dass das Ding sich bewegt, aber wir agieren dazu, oder wir agieren selbst in dem Moment. Und ich glaube, das ist so eine Art von… ja, keine Ahnung! Mit mir passiert das Ding gerade, oder jetzt tanzen oder beißen oder miauen oder Krieg machen, weil die anderen… also es… weil es gerade passiert und man unter… ich habe keine Ahnung! Ich versuche gerade Erklärung für Dinge zu finden, die man nicht erklären kann!
Philipp: Es sieht wahrscheinlich so aus! Ja, ich glaube auch, man kann es nicht erklären. Es ist auf jeden Fall eine unfassbare… also stell dir das mal vor: Du bist irgendwo und okay, das gibt es ja häufiger, dass irgendwelche Leute auf irgendwelchen Straßen tanzen. Aber überleg mal, du würdest heute über die Straße gehen – auf einmal, wenn da 400 Leute tanzen, da würdest du doch erstens denken: entweder Flashmob oder irgendwie… weiß ich nicht…
Daniel: Ja! Eigentlich ist das das einzige, was mir einfallen würde! Ja, aber ich würde mich wahrscheinlich umdrehen und einfach genau in die entgegengesetzte Richtung, wo ich hergekommen bin, wieder hingehen, weil da war ich sicher!
Philipp: Warst du sicher? Das da gab es sowas nicht?
Daniel: Hoffentlich! Also nicht ins Kloster!
Philipp: Nicht ins Kloster! Auch nicht ins Kloster, habe ich gelernt!
Daniel: Nein, das auch nicht, weil das ist ja dem Arius zum Verhängnis geworden!
Philipp: Ja! Das ist die Geschichte von den beißenden Nonnen, den miauenden Nonnen und vor allem den tanzenden Elsässern!
Daniel: Es ist interessant! Also es ist tatsächlich… ich habe schon mal von sowas gehört, tatsächlich gerade von diesen Tanz-Geschichten-Gedöns. Ich habe aber nicht gedacht, dass es so weit reicht – tatsächlich, dass es so… ja, wie so eine Epidemie in dem Moment ausbricht und wohl unter verschiedenen Bedingungen und verschiedenen Tätigkeiten halt ausbrechen kann! Habe ich was gelernt heute!
Philipp: Ja! Das kann in wirklich in jeglicher Hinsicht ausbrechen! Das ist wirklich ein Wahnsinn! Da gibt’s noch sehr viele weitere Fälle, die tatsächlich auch relativ interessant zu recherchieren sind. Können wir ja gerne ein paar Links zusammensuchen!
Daniel: Interessant! Absolut, absolut, absolut!
Philipp: Es gibt zum Beispiel auch gerade aus den 2000ern auch wirklich viele Sachen, die wirklich spannend sind. Zum Beispiel sehe ich hier gerade auf dem englischen Wikipedia-Eintrag zu diesem Phänomen: “Four in Columbia were hospitalized and several in the Dominican Republic were considered possessed by Satan after playing the Charlie Charlie Challenge viral game.”
Daniel: Oh Gott, ja! Oh je, ja!
Philipp: Vor allem das Interessante in dem Moment ist, dass heutzutage eben durch die sozialen Medien und so weiter sowas uns ja nicht als irgendwie seltsam erscheint, glaube ich, weil es kann ja alles sein aus dem Internet, ne? Aber damals, wenn du gerade von deiner Holzhütte hergekommen bist mit nur so zwei Baumstämmen hinten – äh, quasi auf dem Wagen oder auf dem Rücken…
Daniel: Genau! Auf deinem Kinder-Baby-Bollerwagen!
Philipp: Genau! Dann denkst du dir halt nichts Böses und dann plötzlich fangen da Leute an, Sachen zu machen! Also wenn es nicht gerade geplant ist und es immer mehr und immer… na ja, müdere Menschen werden… äh…
Daniel: Ja! Oder totere!
Philipp: Ja, ja, ja! Nein, bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht! Zum Beispiel die 2016 gab es ja die Horror-Clowns – wir erinnern uns!
Daniel: Oh ja!
Philipp: Das fing ja auch so an! Das fing ja tatsächlich so an, dass Leute gesagt haben: “Ey, hier Horror-Clowns! Das ist aber gar nicht gut!” Und da haben alle Leute entdeckt: “Scheiße, ich habe ja Angst vor Clowns!” Und dann ging das ja erst los, dass sich Leute dann als Spaß als Clowns verkleidet haben und dann Leute erschreckt haben. Aber vorher war das tatsächlich eine Angst, die jeglicher Grundlage entbehrte, wo einfach Leute gesagt haben: “Ich habe irgendwo einen Horror-Clown gesehen”, den es gar nicht gab!
Daniel: Also ich sag mal so: Aus eigener Erfahrung kann ich erzählen, dass Clowns verdammt gruselig sein können, auch wenn es die nettesten Clowns sind! Aber das basiert halt auf eigenen Erlebnissen und das sind vereinzelte Leute. Aber wie du schon sagst: dieses ganze große, diese Clown-Angst-Epidemie ist tatsächlich ein neues Ding!
Philipp: Ja! Vielleicht auch popkulturell begünstigt durch…
Daniel: Korrekt! Ja! Und das schon in den 90ern bei dem alten…
Philipp: Ja! Schon bei dem alten! Das stimmt! Den neuen gab’s da ja noch gar nicht 2016!
Daniel: Korrekt!
Philipp: Wie auch immer, wir driften ab!
Daniel: Ja, ja!
Philipp: So viel zu dieser Geschichte! So viel zu dieser Episode würde ich sagen! Wie gesagt, ich kann mich nur für die neuen Erkenntnisse bedanken und ich hoffe, andere Leute fanden es genauso spannend!
Daniel: Ja, absolut! Das hoffe ich auch!
Philipp: Na dann, damit tschüss und bis zum nächsten Mal!
Daniel: Bis zum nächsten Mal!
[Musik]
Abspann: Das war Heldendumm, eine Produktion von Philipp Kallweit und Daniel Siebiesiuk mit Musik von Enrico Wachenko. Außerdem ist unser Podcast ein Teil des Historytelling-Netzwerks. Falls du Heldendumm unterstützen möchtest, findest du in der Episodenbeschreibung einen Link zu Steady. Dort kannst du uns mit einem schmalen Taler helfen, unsere laufenden Kosten zu tragen. Außerdem ermöglicht uns das, unseren Podcast qualitativer und unterhaltsamer zu machen. Und wenn du keine Möglichkeit hast, uns finanziell zu unterstützen, hilft uns auch jeder Kommentar, Bewertung und jedes Weiterempfehlen. Mehr Informationen zu unserem Projekt findest du wie immer auf unseren sozialen Kanälen und auf heldendumm.de.