Transkript zu:
Wojtek der Bär

[Intro] Heldendumm – der Geschichts Podcast nach dem niemand gefragt hat.
[Daniel] Hallo Philipp.
[Philipp] Hallo Daniel.
[Daniel] Stell mal vor… Stell dir vor, wir haben 1942.
[Philipp] Sehr schlimme Zeit!
[Daniel] Stell dir vor, du bist auch noch ein polnischer Soldat.
[Philipp] Noch schlimmere Zeit!
[Daniel] Ist es auch schlimm, wenn du irgendwo im Iran bist?
[Philipp] Es ist vielleicht warm, aber so richtig Bock hätte ich trotzdem nicht so auch mit diesen mit diesen Ganzen… mit der ganzen Ausrüstung dann ist ja also…
[Philipp] Da muss man ja Atemschutzmaske tragen nicht weil, weil die Luft zu dünn ist, sondern wegen dem Vordermann also nee, da hätte ich keine Lust drauf.
[Daniel] Jetzt stell dir vor, du liegst da mit deiner kompletten Ausrüstung irgendwo im Graben ja ja.
[Daniel] Plötzlich kommen kleiner Junge auf dich zu.
[Philipp] Ich kenne diese Stories, ich weiß, wo das endet.
[Daniel] Dieses Mal nicht, ich sag dir, dieses Mal nicht. Denn dieser kleine Junge, der hat auch… also der ist weder ein Horrorfilm-kleiner-Junge, der ist aber auch kein kleiner Bombenträger. Der hat ein kleines Tier bei sich. Vielleicht sein Haustier, vielleicht auch nicht.
[Philipp] Ein Ozelot!
[Daniel] Das hat einen kleinen Bären dabei, einen kleinen Braunbären.
[Philipp] Eine Güte, dass ist ja gefährlich!
[Daniel] Entschuldigung, nicht einen Braunbären. Einen Syrischen Bären. Im Iran!
[Philipp] Das ist schon Migration auf höchstem Niveau. Ich glaube, da sollte man direkt die Grenzen dichtmachen.
[Daniel] Jetzt stell‘ dir vor du bist jetzt der Polnische Soldat.
[Philipp] Ja.
[Daniel] Ja, unser kleiner Junge kommt und er hat Hunger.
[Philipp] Der Junge oder das Tier?
[Daniel]
Der Junge, also das Tier bestimmt auch, aber der Junge hat Hunger. Gibst du dem Essen?
[Philipp] Ich sage ihm: „Nimm doch deinen syrischen Bären da“.
[Daniel] Was ist, wenn der Junge sagt: „Nimm du doch meinen syrischen Bären und gib‘ mir ein paar Rationen?
[Philipp] Was soll ich mit deinem scheiß Bären?
[Philipp] Lass deinen Bären da wo er ist.
[Daniel] Was ist aber, wenn der Bär dich mag? Der Bär kommt zu dir und benimmt sich wie ein Hund. Also der benimmt sich halt so… kommt zu dir… und riecht an dir…
[Philipp] Leckt! Bellt!
[Daniel] Bellt vielleicht nicht, aber er freundet sich mit dir an. Also man sieht sofort, der Bär mag dich und der Bär möchte bei dir bleiben. Und du hast auch was zu essen und der Bär der hat auch Hunger. Nimmst du dem Jungen, den Bären ab?
[Philipp] Damit die Geschichte weitergeht, wahrscheinlich?
[Daniel] Wahrscheinlich, ne? Was machst du mit dem? Was macht ein Soldat im Iran?
[Daniel] Was macht ein polnischer Soldat im Iran mit einem syrischen Bären?
[Philipp] Ist doch ganz klar: Erstmal muss er natürlich auf alle möglichen Fähigkeiten trainiert werden, das heißt, ich trainiere ihn zu der absoluten Killermaschine, die er sein sollte.
[Philipp] Vielleicht auch mit so mit so bionischen Verbesserungen der irgendwie so ne so ne Hightech-Schnauze hat mit so einer Faust drin, die dann so aus wert wenn Gegner kommt oder sowas?
[Daniel] Mhm sonst noch was?
[Philipp] Frage die ich mir Stelle ist wo verrichtet dieser Bär denn seine Notdurft? Der ist ja nicht grabenrein.
[Daniel] Ich, ich denke mal, Bären haben’s ja mit den Bäumen. Die kratzen sich an Bäumen. Ich glaube, die machen wie Hunde – an den Bäumen.
[Philipp] Aber aber gut, das ist im Iran. Also, ich war jetzt nicht von einem… von einem großen Forst ausgegangen.
[Daniel] Aber irgendwo muss er ja vorher gelebt haben… aber wie wäre es, wenn du – bevor du dir Gedanken darüber machst…
[Philipp] Ja, in Syrien hat er gelebt!
[Daniel] Wie wärs, wenn du diesen, diesen Bären auch einen Namen gibst?
[Philipp] Teddy.
[Daniel] Aber das ist ein Soldaten…, also Soldatenbär, das ist ein Bär von einem Soldaten also das muss ja…
[Daniel] Du musst ihm einen mächtigen Namen geben, ja?
[Philipp] Da gibt es jetzt mehrere Möglichkeiten? Also ich meine.
[Philipp] Ich bin Pole, ja?
[Philipp] Und ich habe einen Bären und ich sollte ihm einen Namen geben…
[Philipp] Kurwa.
[Daniel] Das ist auf jeden Fall ein Name mit einem starken Klang, ne? Also, jetzt nicht unbedingt „Kurwa“, aber es wäre eine Möglichkeit, ja. Es wäre Möglichkeit, aber wenn du…
[Daniel] Auch heutzutage merkst du denn von den Polen, die sind ja sehr nationalistisch, ja? Die sind sehr…
[Philipp] Ich merk das, ja.
[Daniel] Die sind sehr, sehr geprägt, so nach dem Motto: „Wir sind… wir sind das Volk“ und wenn ich jetzt noch einen polnischen – beziehungsweise, nennen wir es – adoptierten polnischen Bären nehme.
[Philipp] Er nennt doch nicht den Bären „Polska“, oder?
[Daniel] Das nicht, aber er nennt ihn. Weißt du, wie er ihn nennt? Weißt du, wie du ihn nennst? Du polnischer Soldat im Iran.
[Daniel] Du nennst ihn „Wojtek“.
[Daniel] Und Wojtek bedeutet „der Kriegerische.“
[Philipp] Ui.
[Daniel] Du hast halt jetzt Wojtek. Das Problem ist aber, es ist 1942. Es herrschte Krieg.
[Philipp] #Krieg.
[Daniel] #Krieg!
[Philipp] Der Hashtag-Krieg?
[Daniel] Der Hashtag-Krieg, ja, es ist Hashtag-Krieg gerade. Es ist #1942 und #Hunger, denn der Bär der hat nichts zu essen. Was wird fütterst du diesen Bären?
[Philipp] Meinen Arm?
[Daniel] Aber es ist ein guter Bär, der mag dich.
[Philipp] Es ist ein guter Bär, der mag mich. Ja gut, dann…
[Daniel] Du bist ja ein polnischer Soldat im Iran. Was isst du denn?
[Philipp] Ja, ich esse wahrscheinlich irgendwelche Bohnenrationen die mir da aus Osteuropa gesendet wurden.
[Daniel] Was ist, wenn der das nicht will? Das ist, wenn der Bär nicht das Essen will, sondern das hast du zur Unterhaltung benutzt.
[Philipp] Er will Zigaretten essen.
[Daniel] Er will Zigaretten Essen. Und Bier!
[Philipp] Also da stelle ich mir die Frage: Was ist das bitte für ein Bär?
[Daniel] Ein syrischer Bär, offensichtlich.
[Philipp] Meine Güte, das ist ja furchtbar.
[Daniel] Aber da stellt sich die Frage wenn du jetzt Bier und Zigaretten, den Bären gibst, ja? Was macht ihr damit? Trinkt er das Bier? Bestimmt! Isst die Zigaretten? Auch! Raucht er sie auch?
[Philipp] Das ist die Frage, die man sich stellen muss. Im Iran, da ist der Sand ja heiß, also da kann man sich vielleicht mal eine anstecken.
[Daniel] Richtig! Da gehe ich auch stark von aus, dass man….
[Philipp] Ich stelle mir gerade vor, wie dieser Bär mit dieser Zigarette im Maul durch diese… durch den Schützengraben läuft und wartet, dass irgendwer ihn Feuerzeug hinhält.
[Daniel] Dazu müsste ein Bär ein aber so ein höherer Rank sein eigentlich, ne? Das ist ja nur ein einfacher Bär.
[Daniel] Der ist ja der nur ein Untergebener sozusagen. Der ist ja… der ist nur ein Kleiner Bär.
[Daniel] Pass auf: Du gibst dem Bär von mir aus reine Rationen, du gibst den Bär Zigaretten und Bier. Was meinst du, wie lange geht das gut?
[Philipp] Eine gute Frage ich glaube, dass… So ein Bär… Also das kann nicht lange gutgehen, mal ganz ehrlich. Also, ich gebe den Bären vielleicht ne Woche, vielleicht zwei.
[Daniel] Es ist 1944.
[Philipp] Oh!
[Daniel] Die Soldaten müssen sich leider vom Bären trennen.
[Daniel] Denn es ist der 14. April 1944 und sie müssen leider nach Neapel. Leider können Sie den Bären nicht mitnehmen aus verschiedenen Gründen, ja?
[Daniel] Und er hat schon zwei Jahre bei denen gelebt und du… Pass auf: Du bist, du bist immer noch dein Soldat, ja? DEIN Soldat vor allem. Du bist ja Soldat.
[Daniel] Nicht James Ryan. Du bist vielleicht Jacek Kowalski.
[Daniel] Aber es ist… es ist 1944 unddu musst los. Du musst jetzt nach Neapel, nach Italien. Du bist zu Schiff befördert, aber wie gesagt, du kannst den Bären nicht mitnehmen, weil auf dem Schiff werden halt keine Tiere geduldet.
[Daniel] Es werden keine Ziegen mitgenommen, es werden keine Hunde mitgenommen. Es werden keine Bären mitgenommen. Es werden auch keine anderen Menschen mitgenommen, nur Soldaten.
[Philipp] Wahrscheinlich, es wird ja irgendeine Form von Fracht geben, oder ich pack den Bären in die Kiste, gebe ihm ein paar Beeren, damit er essen kann und dann kommt er in die Kiste und dann kommt er mit.
[Daniel] Geht leider nicht. Also das wird auch überprüft.
[Daniel] Wenn du den Bären mitnehmen willst, dann musst du das schon auf einer sehr legalen Weise machen.
[Daniel] Und wie ich bereits sagte, keine Tiere, keine Zivilisten, nur Soldaten sind erlaubt. Was machst du?
[Philipp] Ich buche dem Bären Bären-Ticket.
[Daniel] Es sind ausschließlich nur Soldaten geduldet auf diesem Schiff.
[Philipp] Ja, dann mach ich den Bären einfach zum Soldaten!
[Daniel] Exakt. Also 1944! Am 14. April. Ja? Wurde ein Antrag gestellt, um Wojzek die polnische Armee aufzunehmen und zum Unteroffizier zu machen.
[Philipp] Zum Unteroffizier gleich, meine Güte.
[Daniel] Ja, wenn schon, denn schon, ja? Das muss, das muss ein wichtiger Soldat sein!
[Daniel] So, was denkst du ist passiert?
[Philipp] Wurde befördert, also erst wurde er befördert von Iran nach Neapel und dann wurde er befördert zum Oberoffizier.
[Daniel] Nee, tatsächlich tatsächlich ist das allererste – er wurde mitgenommen, ja. Er wurde angenommen In der polnischen Armee. Er ist ein offizieller Soldat der polnischen Armee und es ging auch nach Neapel und kaum einen Monat später gab es die Schlacht um Monte Cassino.
[Daniel] Du hast diesen Bären dabei, der… ich weiß ja nicht, was du die letzten zwei Jahre mit den Bären gemacht hast, irgendwo im Iran.
[Philipp] Es ist wahrscheinlich auch nicht legal.
[Daniel] Ist wahrscheinlich auch nicht egal, was du da gemacht hast, aber du bist jetzt mitten in der Scheiße, sage ich jetzt. Es ist eine Schlacht und ihr müsst da was verteidigen… So ein Bär, der ist ja eigentlich gar nicht so nützlich dort, oder?
[Philipp] Wie gesagt, wenn ich meinen Super-Kampfbär mit Handschuh… Boxhandschuh in der Schnauze habe, dann ist der super sinnvoll.
[Daniel] Ja…
[Philipp] Oder ich geb den Bär einfach ein Gewehr. Deswegen heißt er „der Bär“ das reimt sich auf „Gewehr“. Dass ist dann mein Gebär.
[Daniel] Der war nicht so gebährfreudig, der Bär.
[Philipp] Jagut, der war auch alleine.
[Daniel] Richtig! Aber was kann ein Bär sehr gut, was ein Mensch vielleicht nicht so kann? Der Bär ist stark, ne? Der Bär ist stark?
[Daniel] Also gibst du ihm einfach Munitionskisten. Und wenn du ihn zwei Jahre trainiert hast, kann er auch bestimmt ein paar Munitionskisten schleppen.
[Daniel] Oder nach der Schlacht… sorry, ich muss lachen, wenn ich in meine Notizen gucke, weil… Es ist nachts. Es ist nachts, ist nach der Schlacht. Die Schlacht ist vorbei…
[Philipp] Schlachtnacht.
[Daniel] Es ist quasi „Nach Schlachtnacht“ und…
[Philipp] Nachschlachtnacht!
[Daniel] Du schläfst mit deinem… mit deinen Kameraden. Du schläfst mit deinen Kameraden in einer… in einer Kaserne und der Bär schläft irgendwo draußen. Plötzlich Krach draußen und du gehst raus und siehst, dass dieser Bär auf einem Soldaten…
[Daniel] Quasi auf einen Soldaten einprügelt, mit seinen Krallen… mit seinen… also quasi den Soldaten aufschlitzt und du denkst dir: „Wojtek“ was machst du? Stellt sich heraus, dieser Soldat war ein arabischer Spion!
[Philipp] Was ist das bitte für ein Baer?
[Daniel] Das ist Wojtek.
[Philipp] Sicher, dass es ein Bär ist, oder, oder?
[Daniel] Es war kein Mann im Bärenverkleidung.
[Philipp] Ein Mann in Bärenv… ich warte immer noch darauf, eigentlich diese auf diese Auflösung:“das ist ein Mann im Bärenkostüm“.
[Philipp] Das kann doch nicht sein, sei mal ehrlich!
[Daniel] Wir reden gerade hier von einem Nationalhelden, ja? Ich bitte dich!
[Daniel] Übrigens, du hast ja schon gesagt – Wojtek war ein bisschen… der war alleine, hatte ja keine keine Freunde zu spielen. Also keine Artgenossen. Also hat man sich gedacht: „Pass auf! Wir haben ja Wojtek… Wir besorgen wir ihnen doch einen Freund. Besorgen wir noch einen Bär!
[Daniel] Dieser Bär war Michał – der polnische Name für Michael. Bleiben wir bei Michael, ist einfacher. Wojtek und Michael haben sich kennengelernt, aber es funkte zwischen denen nicht.
[Daniel] Also irgendwie, Wojtek mochte Michael nicht.
[Philipp] Auch ein arabischer Spion?
[Daniel] Vielleicht, das weiß man nicht! Den konnte man leider nicht stellen, aber man hat festgestellt Wojtek mag Michael nicht, Michael hat Annäherungsversuche gewagt, aber Wojtek… Wojtek ist ein Krieger.
[Philipp] Ja, absolut.
[Daniel] Wojtek hat gesehen – „die Menschen, die Polen, die polnischen Soldaten und ich, die sind cool. Michael hat hier nichts zu suchen.
[Philipp] Absolut.
[Daniel] Also wurde Michael abgegeben.
[Philipp] Das ist ein absoluter… es ist Bärendiskriminierung ist das.
[Daniel] Es ist total! Vor allem wenn… Was machst du mit dem zweiten Bären. Also du hast… Ich weiß ja nicht wo die ihn her hatten, aber du bekommst… du organisierst einen Bären, ja? Und deine Bären… deine beiden Bären vertragen sich nicht. Und was machst du mit dem anderen Bären dann? Was machst du mit ihm?
[Philipp] Superkampfmaschine? Also jetzt mal… Munitionskisten tragen?
[Daniel] Ja, das Problem ist, sobald das Territorium vom Bär… vom Bär… von Wojtek betritt, wird er verscheucht. Also er ist… er ist nicht nützlich, zumindest nicht irgendwo um Monte Cassino herum.
[Philipp] Dann würde ich einfach sagen: „OK Bär, du kommst auch in die Armee und Wojtek wird dein Befehlshaber und du musst dich dann dem fügen, was der sagt.
[Daniel] Was ist aber wenn Michael irgendwie nicht so krass ist wie Wojtek. Er ist ein guter Soldat. Also mit den kannst echt nichts anfangen. Was machst du Tieren mit denen du nichts anfangen kannst?
[Philipp] Tiere, mit denen man nichts anfangen kann, sperrt man für normalerweise in einem Käfig und nennt sie Vögel. In diesem Fall wahrscheinlich Zoo.
[Daniel] Richtg! Also wurde Wojtek nach Tel Aviv abgegeben. Nicht Wojtek, entschuldigung.
[Philipp] Michael!
[Daniel] Michael wurde nach Tel Aviv in den Zoo abgegeben.
[Daniel] Aber hey, die Polen ja, die geben nicht umsonst. Die hätten gerne was anderes.
[Philipp] Ne Bärin.
[Daniel] Also an Bären haben sie sich ein bisschen verbrannt. Zumindest an nicht-Wojtek-Bären. Also haben sie einen Affen bekommen.
[Philipp] Haben die eigentlich auch mal… Also haben wir die auch gekämpft oder haben die nur hier an irgendwelchen Tierstudien… verhamstert? Gab es auch Hamster?
[Daniel] Ich konnte in meine Recherche keine Hamster finden, aber die haben den Affem Kaśka bekommen. Ein weiblicher Affe. Was mit diesem Affen passiert ist, weiß ich leider nicht.
[Daniel] Ich habe tatsächlich meine Recherche an dem Punkt abgebrochen, wenn es um tierische Begleiter von den politischen Soldaten geht. Deswegen… Auf jeden Fall bekam Polen… Ich denke mal, dieser Affe hat einmal kurz salutiert und ist dann in den Zoo gewandert irgendwo Polen. Vermute ich jetzt mal. Aber wir sind immer noch im Krieg.
[Daniel] Jetzt musst du mal überlegen. Der Krieg herrscht und alles, alles schlimm, aber hey, du hast den Bären und so langsam verliert das Dritte Reich ein bisschen an Macht und irgendwann ist dann der Krieg vorbei. Was machst du dann mit diesen Bären? Er ist Soldat. Er trägt Munitionskisten, er stellt Spione.
[Daniel] Was machst du? Was machst du mit diesen Soldaten? Er ist ja ist ja quasi… Er lebt um zu kämpfen.
[Philipp] Er bekommt eine Augenklappe und wird zu einem internationalen Söldner.
[Daniel] Das könnte man machen.
[Philipp] Andererseits alternativ wäre natürlich: Er bekommt ein Büro und muss ab jetzt Schreibtischarbeit machen. Das ist aber glaube ich ein bisschen langweilig, dementsprechend würde ich sagen, er kämpft einfach weiter in den Kriegen, die es halt so gibt.
[Daniel] Die Polen habens versucht.
[Philipp] Oder er muss an die Berliner Mauer.
[Daniel] Der könnte die Mauer gut abtragen, aber ich glaube, so lange lebt ein Bär nicht.
[Philipp] Schade.
[Daniel] Aber. Wir haben jetzt Wojtek und der Krieg ist vorbei, so.
[Daniel] Er kann zwar nicht kämpfen, aber das, was er gut gemacht hat, also Munitionskisten schleppen, kann er bestimmt immernoch.
[Daniel] Da er ja einen Militärausweis hat, kann er ja ganz normal mit dem Schiff fahren. Er wurde nach Schottland gebracht, ja jetzt ins Militär. Lager Windfield Camp und dort hat Kisten geschleppt. Für die Polen.
[Daniel] Die Polen haben sich gedacht: „Ja, gut, was machen wir jetzt? Die polnische Armme gibt’s noch, Polen gibt es ja zum Glück noch. Yey, wir haben den Krieg irgendwie überlebt und Wojtek… Wojtek, schleppt halt Kisten“.
[Daniel] Wojtek ist halt ein syrischer Bär, der von Polen aufgenommen wurde, in Schottland und trägt Kisten für die Polen. Später nach dem Zweiten Weltkrieg hat man ja gemerkt ja, Polen ist ja ein bisschen klein geworden.
[Daniel] Die Gebiete sind nicht mehr so ganz da und man hat sich gedacht: „ja Pass auf Polen, die brauchen ja garkeine Armee mehr“.
[Philipp] Das aber böse.
[Daniel] Man löst diese Armee auf und Wojtek… Er ist quasi ein Veteran. Aber ich meine, was macht ein Veteran nach dem Krieg?
[Daniel] Er versucht vielleicht, für den Frieden zu kämpfen?
[Daniel] Vielleicht versucht er irgendwie Leute zu motivieren… zu belehren, darüber, was man richtig machen kann, was man nicht macht… wird vielleicht Söldner. Aber da Wojtek eh schon in Großbritannien war, wurden er in ein Zoo gesteckt.
[Philipp] Och, das ist aber böse, der hat aber so viel schon Gutes getan und dann kommt einfach in ein Zoo?
[Daniel] Ja, dort wurde er quasi zum Zeichen um… naja um… den Leuten zeigen: „Guck mal, ich bin der starke polnische, syrische Su-Bär“ Er ist richtig subär.
[Philipp] Er ist Su-Bär.
[Daniel] Wojtek hat sich halt zur Ruhe gesetzt.
[Philipp] Oder gelegt.
[Daniel] Oder gelegt. Ihm wurde wahrscheinlich noch ein Bierchen spendiert, so nach dem Motto…
[Philipp] Und ne Kippe.
[Daniel] Und ne Kippe! Wie gesagt, du musst dir vorstellen, er ging in sein Gehege, hat sich eine Kippe angezündet, hat sich ein Bier genommen, hat sich vorm Fernseher…
[Philipp] Und hat gesagt: „Der Scheiß interessiert mich nicht mehr“.
[Daniel] „Der Scheiß interessiert mich nicht mehr. Ich habe den Krieg gewonnen – oder überlebt“
[Philipp] Alleine!
[Daniel] Alleine! Ich habe quasi mit Artillerie geschossen, ich habe Spione gestellt, ich hab alles gemacht, was ich machen konnte.
[Daniel] Ja und ich meine ein Veteran ist wie ein Rentner. Er lebt so vor sich hin bis er stirbt, oder?
[Philipp] Im Prinzip ja. Die Frage, die ich mir jetzt Stelle: Bekommt dieser… dieser… dieser Bär den auch noch diese Veteranen-Pension? Dieses… dieses… also Sold? Er sollte jedes Mitglied der Armee bekommt sollt. Dementsprechend bekommt dieser Baer auch sollte.
[Daniel] Sold-te er?.
[Philipp] Er Sold-te. Jedes Mitglied der Armee bekommt Sold. Dementsprechend bekommt dieser Bär auch Sold, oder nicht?
[Philipp] Wie hoch ist denn seine Bär-Soldung?
[Daniel] Ich glaube tatsächlich, es gibt Leute, die für ihn die Finanzen gemacht haben. Ich meine, das ist, das ist ein Volksheld, ja?
[Philipp] Angestellte!
[Daniel] Er hat bestimmt eine Assistentin gehabt – oder einen Assistent – nur damit man hier… obwohl 1947 ist wahrscheinlich noch eine Assistentin gewesen, ne?
[Philipp] Wahrscheinlich ja.
[Daniel] Ich denke mal die die Assistenz von Wojtek hat wahrscheinlich alles für Bier und Kippen ausgegeben. Für ihn. Aber dann ist halt die Frage… Ich meine, was meinst du? Wie lange lebt so‘n Bär noch… von Bier und Kippen? Wenn er nicht kämpfen kann, wenn er nicht seiner Passion nachgehen kann?
[Philipp] Das weiß ich gar nicht. Ich weiß ja nicht, wie alt Bären werden. Ich würde sagen das macht ihn schon fertig.
[Daniel] Das macht ihn fertig, ne? Also wir haben 1947, wie lange gibst du ihm denn noch?
[Philipp] Die 50er erreicht er.
[Daniel] Es tut mir seid aber Wojtek verstarb mit 22 Jahren am 2. Dezember 1963.
[Philipp] Oh, das ist nicht schlecht!
[Daniel] Ein Veteran durch und durch.
[Philipp] Er hat dann wahrscheinlich auch noch in seiner Todesphase dann Interviews gegeben, wo er dann über Krieg erzählt hat, wahrscheinlich.
[Daniel] Meinst du, da haben auch schon vorher – so wie du – quasi sind davon ausgegangen: „Ey, der Wojtek macht wahrscheinlich nicht mehr lange und haben schon mal einen Nachruf geschrieben und den immer wieder aktualisiert?
[Philipp] Ja ja, genau.
[Philipp] Was heißt denn so wie ich? Mach ich sowas?
[Daniel] Nein, aber du meintest ja, der wird wahrscheinlich so lange schaffen.
[Philipp] Ach so ja ja, aber ich schreibe auch Nachrufe auf Leute, die noch gar nicht tot sind. Sowie sowie auf dich!
[Daniel] Zum Beispiel! Irgendeiner muss es ja machen!
[Philipp] Ja, absolut.
[Daniel] Aber kommen wir zurück zu Wojtek. Wojtek ist verstorben, ja? Was denkst du, was passiert nachdem ein Bär, der seit 16 Jahren in einem Zoo gesessen hat? Dann wird wahrscheinlich keiner mehr wissen, was mit ihm passiert ist, oder?
[Philipp] Staatsbegräbnis und dann wird die polnische Hymne gespielt und wird also eine Bärenfahne gezogen und in dem Moment wird „My Bear will go on“ oder sowas gespielt.
[Philipp] Ah, das gab es damals noch nicht, aber ist auch egal.
[Daniel] So ähnliches ist wahrscheinlich passiert, denn es gab ja auf jeden Fall irgendwie so ein… Irgendjemand ist bestimmt aufmerksam geworden. Wie zum Beispiel alle britischen Radiosender die darüber berichtet haben. Komplett Großbritannien hat darüber berichtet. Wojtek wurde in Polen zum Nationalhelden ernannt und es wurden 14 Statuen von ihm erbaut und aufgestellt. Weltweit! Wojtek ist der der Protagonist in zwei Verfilmungen. Es wurden sechs Songs über Wojtek geschrieben.
[Philipp] Bitte was? Ich möchte diese Songs bitte hören.
[Daniel] Also Wojtek ist eine wichtige Person in unseren Leben geworden, ja? Vor allem jetzt in deinem, wo du seine Geschichte kennengelernt hast. Ich sag mal so: Ja 1963… irgendwann… werden solche Geschichten irgendwann mal verschwinden, so wie… Also, ich meine jetzt vor 20 Minuten, da hast du von Wojtek noch nichts gehört gehabt, oder?
[Philipp] Richtig, richtig, absolut! Das ist jetzt natürlich auch 55 Jahre her.
[Daniel] Natürlich! Deswegen, also Zeit vergeht und ich denke mal, die Generation heutzutage werden nichts von Wojtek qissen, deswegen berichte ich hier.
[Philipp] Wahrscheinlich, weil die Filme auch schlecht sind.
[Daniel] Ich habe mir natürlich noch nicht angeguckt, deswegen, ich ich denke mal, das ist die Aufgabe der Person, die diese Geschichte interessant findet, sich natürlich darüber, nochmal ein bisschen zu informieren.
[Daniel] Aber: Man glaubt‘s nicht – Wojtek ist immer noch heutzutage ein Gesprächsthema.
[Philipp] In welchem Kontext?
[Daniel] Du kennst dich ein bisschen mit Videospielen aus, oder?
[Philipp] Hin und wieder, ja.
[Daniel] Sagt dir „Hearts of Iron“ Irgendwas?
[Philipp] Ich hörte davon.
[Daniel] Es ist ein Strategiespiel, wo du im Endeffekt unterschiedlichste…
[Philipp] Bären.
[Daniel] Armeen… unterschiedlichste Schlachteten, die du nachspielen kannst und so weiter und so fort. Und man glaubt es kaum, aber Wojtek ist einer der freispielbaren Offiziere in diesem Spiel.
[Philipp] Ja, absolut zu Recht!
[Daniel] Zu Recht!
[Daniel] Ich meine, wer sonst als Wojtek könnte die polnische Armee in den Sieg führen im Zweiten Weltkrieg?
[Daniel] Ich meine, ich glaube, das ist eine Frage die man nicht beantworten muss, oder?
[Philipp] Ne, das… also, das kann man einfach so stehenlassen, denke ich.
[Daniel] Wäre es auch ein guter Abschluss für diese Geschichte?
[Philipp] Ich bin fasziniert von diesem Bären und ich weiß schon als was ich nicht zum nächsten Karneval gehe – nämlich ich natürlich als Wojtek.
[Daniel] Ist das ein respektvoller Umgang mit der polnischen Geschichte?
[Philipp] Sich zum Karneval als Bär zu verkleiden?
[Daniel] Nein, als Wojtek.
[Philipp] Als Wojtek? Das weiß ich nicht, aber an Karneval werden natürlich die bösen Geister des Krieges vertrieben.
[Philipp] Und dementsprechend, wer könnte das besser als dieser Bär?
[Daniel] Das ist wohl wahr! Und ich würde sagen, das war ziemlich dumm, oder?
[Philipp] Das war relativ dumm, ja allerdings.
[Philipp] Ich meine, ein Bär.
[Philipp] Hatte er auch so eine Uniform eigentlich?
[Daniel] Es gibt Bären von Bildern… genau… es gibt Bilder von diesem Bären. Es gibt Bilder von Wojtek und die Verlink ich auch noch in unseren Beitrag zu diesem Podcast und alle anderen Quellen übrigens auch. Dort gibt’s Bilder von Wojtek, Schwarz/Weiss-Bilder, wo er halt in seinem… in seiner üblichen Uniform sitzt: in seinem Fell.
[Philipp] Gut, das ist… das hatte ich jetzt erwartet.
[Daniel] Übrigens es gibt einen Verband von Logistikern – also von von einem Logistikbataillon in Polen – welches der Bären mit einem großen Artilleriegeschossen zwischen Pfoten… Haben Bären Pfoten? Krallen? Wie nennt man das?
[Philipp] Tatzen!
[Daniel] Im Arm, ja? Der Bär hält eine riesen Artilleriegeschoss im Arm und dort hat er eine Uniform an, also teilweise. Es gibt Darstellung von ihm in einer Uniform. Es gibt Darstellung von ihm, ohne Uniform, zum Glück immer mit Fell.
[Philipp] „Draw me like one of your french Bears“.
[Daniel] Ich meine, ein Bär ist nur so mächtig wie sein Fell oder?
[Philipp] Absolut! Absolut! Also die Frage, die ich mir stelle… Ne, Moment, ich weiß es eigentlich – aber die Bär-erdigung war schon gut, oder?
[Daniel] Das war großartig!
[Daniel] Das war Heldendumm.
[Philipp] Eine bärenstarke Geschichte.
[Daniel] Eine, eine dumme Geschichte! Wobei ja, es ist… Es ist nicht dumm, es ist irgendwie faszinierend,
[Philipp] Es ist wahnsinnig faszinierend!
[Daniel] Aber schon irgendwie dumm.
[Philipp] Es wird sicherlich noch dümmer.
[Daniel] Es wird bestimmt noch dümmer. Also es muss dümmer werden. Es kann gar nicht undümmer werden.
[Philipp] Mit diesen Worten – würde ich sagen – verabschieden wir uns aus dieser ersten Episode und sagen an dieser Stelle: Wir sind zu finden auf:
[Daniel] Ich glaube, wir sind sogar nur: https://heldendumm.de
[Philipp] Auf Twitter als @HeldendumPodcast? @Heldendumm? @Dummhelden? @Helden…?
[Daniel] @HeldendummPod
[Philipp] @HeldendummPod!
[Daniel] Oder man sucht einfach nach Heldendumm Podcast. Also ich meine Heldendumm ist schon ein Wort, welches eine sehr spezielle… Ein sehr spezielles Wort!
[Philipp] Wo wir gerade den Namen des wird Twitter-Accounts gehört haben – Ihr könnt natürlich auch Heldendumm auf dem Pott hören. Ganz klar. Oder auch im Pott. Wenn ihr zum Beispiel aus Dortmund kommt.
[Daniel] Man kann sogar auch manche der Möglichkeiten einfach kombinieren.
[Philipp] Absolut! Also wenn du in Dortmund auf dem Lokus sitzt, dann gibt es im Prinzip nichts Besseres als Heldendumm.
[Daniel] Das sind wohl wahr.
[Philipp] Das ist das Wort zum Sonntag.
[Daniel] Und ich glaube, das ist ein gutes, gutes Ende.
[Philipp] Das ist ein gutes Ende. Wir verabschieden uns bis zum nächsten Mal.
[Daniel] Machs gut!
[Philipp] Selber.